Beispiele aus der Arbeit der Ergotherapie
Klara Q., 75 Jahre jung, hat Schwierigkeiten nach einem Schlaganfall ihre alltägliche Körperpflege und das Ankleiden zu verrichten. ihre Vergesslichkeit wird für Ihre Umwelt vermehrt zur Belastung.
Werner Z.; 38 Jahre, hat seit seinem Unfall mit schwerer Kopfverletzung Probleme in der Orientierung, der Merkfähigkeit und Empfindungsstörungen in der linken Hand.
Stefan Y., 7 Jahre, ist hyperaktiv, hat Schwierigkeiten sich zu konzentrieren und kann dem Unterricht nicht folgen.
Diese fiktiven Beispiele lassen erahnen, wie vielfältig das Aufgabengebiet des Ergotherapeuten ist. So unterschiedlich wie die Krankheitsbilder sind auch die therapeutischen Maßnahmen. Sie reichen von handwerklichen und kreativen Tätigkeiten (Holzarbeiten, Malen, Tonarbeiten) über Gedächtnistraining (teils per PC) bis hin zum feinmotorischen Training. Das Training der alltäglichen Dinge des Lebens (ADL) steht dabei im Vordergrund. Das Ziel: Hilfe zur Selbsthilfe.
Die Behandlung beinhaltet ferner Überprüfungsverfahren, Beratung der Angehörigen sowie Herstellung, Adaption und Erprobung von Hilfsmitteln und Schienen.
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Menschen jeden Alters mit Erkrankungen und Störungen aus den medizinischen Fachbereichen:
- Pädiatrie (Kinderheilkunde)
- Neurologie (Nervenheilkunde)
- Psychiatrie
- Geriatrie (Altenkunde)
- Orthopädie
- Rheumatologie
- Traumatologie
Kranke und Behinderte jeden Alters mit Störungen der:
- Ausdauer und Belastbarkeit
- psychischen, emotionalen und sozialen Fähigkeiten
- Grob und Feimotorik
- Koordination
- Wahrnehmung
- Hirnleistung
- Sensomotorik
- Sensibilität
Wo finden die Behandlungen statt ?
- In Praxisräumen
- In Krankenhäusern
- In der häuslichen Umgebung
- Vor Ort-Therapie in Alten- und Pflegeheimen sowie in sozialen Einrichtungen wie
z. B. Behindertenheimen oder Altersheimen
Sensorische Integrationstherapie in der Ergotherapie
Was ist Sensorische Integration?
Sensorische Integration ist die Aufnahme von Sinnesinformationen, ihre Weiterleitung im Nervensystem und ihre Deutung im Gehirn zum Handlungsgebrauch. Dieser Wachstumsvorgang beginnt lange vor der Geburt, ist im frühen Kindesalter besonders rasch, setzt sich aber lebenslang fort. Er ist die Grundlage von Bewegung, Sprache und Lernen und der Schlüssel zu sinnvoller Handlung. Dieser Prozess der sensorischen Integration kann gestört sein. Das äußert sich sehr verschieden und zeigt dann die unterschiedlichsten Probleme.
Welche Anzeichen können ein Hinweis auf Sensorische Integrationsstörungen sein?
- Entwicklungsverzögerungen
- Entwicklungsdiskrepanzen
- Verzögerte Sprachentwicklung
- Aufmerksamkeitsdefizite
- Handlungsungeschicklichkeiten
- Lernprobleme
- Hyperaktivität
- Kommunikationsprobleme
Was beinhaltet die Sensorische Integrationstherapie?
- Eine genaue Beobachtung der Sinnesaufnahme und einen Befund der Hyper- und Hyposensibilitäten (Über- und Unterempfindlichkeit)
- Eine differenzierte Diagnostik der Sinnesverarbeitung
- Den gezielten Einsatz von Handlungs- und Bewegungsangeboten durch spezielle Geräte oder bestimmte Materialien, die auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder abgestimmt sind. Damit werden die Basissinne (Gleichgewicht,Tast- und Tiefensensibilität) zur Verbesserung der Wahrnehmungsverarbeitung angesprochen. Ziel ist die Verbesserung der Handlungskompetenzen
Diese Behandlungsform wird vorwiegend bei Kindern angewandt. Ansätze daraus werden auch in die Behandlung von Jugendlichen und Erwachsenen mit einbezogen.
Ergotherapie in der Pädiatrie (Kinderheilkunde)
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Kinder und Jugendliche mit:
- Störungen der Aufnahme und Verarbeitung von Sinnesreizen (Wahrnehmungsstörungen)
- Störungen (oder Ausfällen) der Grob- und Feinmotorik
- körperlichen, geistigen und seelischen Entwicklungsverzögerungen
- Verhaltensstörungen in Form von übermäßiger Angst, Aggression, Abwehr, Passivität oder Hyperaktivität
- Scheib- und Leseschwierigkeiten
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
- größtmögliche Selbstständigkeit im Alltag, in der Schule und im weiteren Umfeld
- Vermeidung von Folgeschäden und Entwicklungsverzögerungen
Was beinhaltet die Ergotherapie?
- Training von alltagsrelevanten und entwicklungsfördernden Handlungen
- handwerkliche, spielerische Tätigkeiten, gestalterisch-musische Prozesse
- Beratung der Angehörigen und anderer Bezugspersonen
Ergotherapie hilft Kindern, den eigenen Körper bewußt zu spüren und einzusetzen. Die Körperwahrnehmung und Körperkoordination werden gefördert. Die Kinder lernen
außerdem visuelle, akustische oder taktile Reize als solche zu erkennen und richtig zu verarbeiten. Diese Fähigkeiten sind Voraussetzungen für erfolgreiches Lernen. Die Kinder üben auch einfachste Handlungen (z.B. Schultasche auspacken, Arbeitsplatz-Gestaltung...), um sich im Alltag zurecht zu finden.
Ergotherapie in der Neurologie (Nervenheilkunde)
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Menschen mit
- Erkrankungen des Zentralennervensystems wie Schlaganfall, Tumor, Multiple Sklerose, Morbus Parkinson, entzündliche Erkrankungen des Gehirns, etc
- Polyneuropathie
Traumata wie Schädelhirntrauma, Querschnittslähmung, periphere Lähmung, etc.
- Degenerative Erkrankungen des Zentralennervensystems
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
Die körperliche, geistige, soziale und berufliche Selbstständigkeit soll erreicht werden. Diesem Ziel dienen Übungen, die sich auf die alltäglichen Bedürfnisse (ADL-alltägliche Dinge des Lebens) des Betroffenen konzentrieren. Fähigkeiten, die er nicht wieder erlangen kann, muß der Behinderte kompensieren. Ergotherapeuten zeigen ihm hierzu Wege und Hilfsmittel.
Gefördert werden die Fähigkeiten bei
- sensomotorisch / perzeptiven Störungen
- kognitiven / neuropsychologischen Störungen
- psychosozialen Problemen
Was beinhaltet die Ergotherapie?
- Training der sensorischen und motorischen Fähigkeiten (Grob- und Feinmotorik, Koordination von Bewegungsabläufen, Sensibilität und Umtrainieren der Händigkeit)
- Training bei neuropsychologischen Störungen (der Wahrnehmung: sehen, hören, fühlen, riechen und schmecken; des Körperbewußtseins, der Orientierung: räumlich, zeitlich und zur Person; der Fähigkeit zur Raumanalyse, der Aufmerksamkeit, der Konzentration und Merkfähigkeit)
- sensomotorisch / perzeptives Training
- kognitives und neuropsychologisches Training
- sozial-kommunikatives Training
- Selbsthilfetraining
- Hilfsmittelberatung und -versorgung
- Hausbesuch und Wohnraumanpassung
- Angehörigenberatung und -anleitung
- Vorbereitung auf die berufliche Wiedereingliederung
Ergotherapie in der Unfallchirogie - Orthopädie, Traumatologie und
Rheumathologie
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Menschen mit Störungen des Bewegungsapparates durch:
- Amputationen
- Querschnittslähmung
- Dysmelien
- Traumatische und degenerative Funktionsstörungen der Hand
- Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
- Prothesenschulung
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
- Das Erreichen größtmöglicher Selbstständigkeit im beruflichen, schulischen und häuslichen Alltag
- Erweiterung des gesamten Bewegungsausmaßes aller Gelenke
- Herstellung und Erprobung von Adaptionen, Hilfsmitteln und Schienen
- Einüben schmerzarmer und kompensatorischer Bewegungsabläufe
- Umtrainieren der Gebrauchshand
- Wohnraumanpassung
Was beinhaltet die Ergotherapie?
- motorisch-funktionelle Übungen
- schmerzarme Bewegungen durch Einüben entlastender Bewegungsabläufe
- ADL-Training (Aktivitäten des täglichen Lebens) : anziehen, essen, Haushalt, Körperhygiene, etc
- Stumpfabhärtung und Prothesentraining
- Schienenherstellung
- Hilfsmittelberatung, ggf. Hilfsmittelherstellung oder -adaptation
- Beratung und Training zum Gelenkschutz
Ergotherapie in der Psychiatrie
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Menschen mit
- psychotischen, neurotischen und psychosomatischen Störungen
- Suchterkrankungen
- altersbedingtem Funktionsabbau
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
- Verbesserung von Defiziten im affektiven, kognitiven und sensomotorischen Bereich
- Förderung der individuellen Wahrnehmungsfähigkeiten
- Verbesserung der Kontakt- und Kommunikationsfähigkeiten
- Erwerb von sozialen Kompetenzen
- Verbesserung von Ausdrucksfähigkeiten
- Wiedereingliederung in den Wohn- und Arbeitsbereich
Was beinhaltet die Ergotherapie?
- handwerkliche und gestalterische Tätigkeiten
- gruppendynamische Prozesse
- Körpererfahrungen und Schulung der Wahrnehmung in allen Sinnesbereichen
- Hirnleistungstraining
- Trainingsmaßnahmen für die Selbstständigkeit im Alltag
- arbeitstherapeutische Maßnahmen
Ergotherapie in der Geriatrie (Altenheilkunde)
Wer wird ergotherapeutisch behandelt?
Ältere Menschen
- mit akuten und chronischen Erkrankungen aus den Fachgebieten der Neurologie,
- inneren Medizin, Orthopädie, Chirurgie und Psychiatrie
- die aufgrund der oben genannten Störungsbilder und Mehrfacherkrankungen
- (Multimorbidität) in Senioren- und Pflegeheimen leben
Welche Ziele verfolgt die Ergotherapie?
- Förderung und Stabilisierung von vorhandenen und verloren gegangenen geistigen,
- sozialen und körperlichen Fähigkeiten
- Vermeidung / Verminderung von Abhängigkeit und Isolation
- Selbstständigkeit im Alltag
- Erweiterung und Erhaltung des Bewegungsausmaßes aller Gelenke
- Verbesserung der Handlungs- und Bewegungsplanung und -durchführung
- Förderung der Wahrnehmung in allen Sinnesbereichen
- Nutzung vorhandener Kompetenzen
- Förderung und Stabilisierung von Gedächtnisleistungen, Aufmerksamkeit, Konzentration und Orientierung
- Verbesserung und Erhaltung von individuell bestimmter Lebensqualität
Was beinhaltet die Ergotherapie?
- Training der motorischen und sensorischen Fähigkeiten
- Training bei neuropsychologischen Störungen / Hirnleistungstraining
- Training der Selbstständigkeit im Alltag
- Versorgung mit Hilfsmitteln
- Training sozial-kommunikativer Fähigkeiten